Berufsschüler der Hochtaunusschule Oberursel bauen Industrieförderbänder mit automatischen Abfülleinheiten. Präsentation in Kronberg bei Procter & Gamble
Förderbänder sind aus der heutigen industriellen Fertigung nicht mehr wegzudenken. Ihr ebenso einfaches wie geniales Prinzip ist es, einfache manuelle Tätigkeiten nicht mehr von Menschen, sondern von Maschinen erledigen zu lassen und damit eine enorme Einsparung an Arbeitskosten zu ermöglichen. In fast allen Industriesektoren erfüllen automatisch gesteuerte Förderbänder eine zentral wichtige Rolle in zahlreichen Produktionsabläufen wie z.B. der automatischen Abfüllung von Produkten. Und man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass sich ihr Stellenwert im Zuge der Digitalisierung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten sicherlich noch erheblich weiter steigern wird.
Grund genug für die berufliche Bildung im Mechatroniker-Bereich, sich intensiv in einem lernortübergreifenden Projekt mit dieser Schlüsseltechnologie zu beschäftigen und Auszubildende schon sehr frühzeitig in Theorie und Praxis an diese heranzuführen. Dieser Herausforderung stellt sich die Hochtaunusschule Oberursel schon seit zehn Jahren im Rahmen des überaus erfolgreichen und innovativen Projekts „Förderbandanbindung“.
Im lernortübergreifenden Fachunterricht an der Hochtaunusschule Oberursel wurden in der Mechatronikerklasse 11 B-M von Herrn Adam fünf Arbeitsgruppen gebildet, die sich jeweils aus bis zu fünf Auszubildenden zusammensetzen, die in verschiedenen Betrieben der Region ihre Ausbildung durchlaufen. Dazu zählen neben Procter & Gamble auch Fresenius, Magna, Hassia Verpackungsmaschinen, Hassia Mineralbrunnen, Pikatron und Conti. Keine Gruppe setzt sich also allein aus Azubis eines einzelnen Betriebes zusammen. Diese betriebsübergreifenden Arbeitsgruppen vereinen somit die unterschiedlichsten Kompetenzen und Kapazitäten ihrer jeweiligen Firmen und sind somit bestens für eine solch herausfordernde Aufgabe gerüstet.
Und die Ergebnisse lassen sich sehen! Dies bewies die perfekt organisierte Präsentationsveranstaltung am 14. Dezember 2017 in den Räumlichkeiten der Firma Procter & Gamble Manufacturing GmbH in Kronberg/Taunus. Daran nahmen neben zahlreichen Auszubildenden der genannten Ausbildungsbetriebe und deren Ausbildern, insbesondere die beiden beteiligten Ausbilder bei P&G, die Herren Heyden und Stückrath auch Vertreter der zuständigen Industrie-und Handwerkskammer sowie die Vertreter der Hochtaunusschule teil, so Schulleiter OStD Dr. Markus Büchele, der für die Projektleitung zuständige Abteilungsleiter StD Jens Kmitta, die Lehrkräfte StR Frank Adam und StR`ìn Barbara Finkeldey sowie der Presse- und Öffentlichkeitsreferent Dr. Michael Müller.
Der P&G Ausbilder Heyden und die HTS-Repräsentanten Adam, Stückrath, Büchele und Kmitta (von links nach rechts)
Nach kurzen Begrüßungsworten durch die Herren Stückrath, Büchele, Kmitta und Adam konnten dann endlich die Hauptakteure dieses Morgens, die 23 beteiligten Berufsschüler „loslegen“. Die professionell vorgetragenen Powerpoint-Präsentationen der fünf firmenübergreifenden Arbeitsgruppen behandelten die Herstellung und Funktionsweise von Förderbändern mit Abfülleinheiten auf Basis der Siemens-Steuereinheit LOGO! Die Vorträge bewegten sich auf einem konstant sehr hohen fachlichen Niveau und sind ein aussagekräftiger Beleg für den großen Erfolg dieses Projektes. Deutlich wurde auch, dass die Jugendlichen sich im Laufe der Zusammenarbeit nicht nur berufsspezifische Qualifikationen, sondern darüber hinaus auch wichtige berufsfeldübergreifende Schlüsselqualifikationen aneignen konnten, wie z.B. Teamfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft, Selbstlernfähigkeit, Kreativität und wirtschaftliches Denken. Abgerundet wurde dieser sehr gelungene Vormittag von einer etwa einstündigen Werksbesichtigung des Kronberger Standortes von P&G und einem abschließenden gemeinsamen Mittagessen aller Beteiligten in der Werkskantine der Firma.
Seit 2007 ist dies das zehnte derartige Projekt an unserer Hochtaunusschule und damit die konsequente Fortsetzung der langjährigen lernortübergreifenden Projektarbeit in der berufsschulischen Mechatroniker-Ausbildung und den Ausbildungsbetrieben. Die ersten fünf Projekte basierten auf der Kleinsteuerung LOGO!. Mit der Umstellung auf die gestreckte Zwischenprüfung im Jahr 2012/13 und mit dem dort verwendeten Schaltschrank und der verbauten SPS Simatic 300 wurde dann eine Anbindung der alten Projekte an die neue Steuerung vollzogen. Im Jahr 2015 wurde ein neues Handlungsprodukt entwickelt, ein elektrisch betriebenes Förderband.
Dieses Produkt ist die erste Erweiterung und Fortentwicklung des „Förderbands“. Somit haben die Hochtaunusschule und ihre Ausbildungspartner im Laufe von nunmehr zehn Jahren durch diese lernortübergreifenden Projekte einen intensiven Kontakt nicht nur zwischen Berufsschule und Betrieben, sondern auch unter den Betrieben zu
etablieren vermocht. Die Auszubildenden haben hierdurch die Möglichkeit verschiedene Betriebe kennenzulernen und somit einen besseren Eindruck von betrieblichen Arbeitsabläufen zu bekommen. Die Steuerungstechnik spielt in der Mechatroniker-Ausbildung eine enorm wichtige Rolle und die in diesem Bereich erworbenen Fähigkeiten sind für die Zukunft ausgesprochen vorteilhaft. Die Auszubildenden haben die Möglichkeit die Testbox II, die LOGO-Steuerung der alten Zwischenprüfung und den neuen Schaltschrank mit SPS als Steuerungsmodul zu verwenden. Firmen, die letztes Jahr ein Förderband produziert haben, stellen dieses für den diesjährigen Umbau zur Verfügung. Kmitta nennt diese Zusammenarbeit „reibungslos und völlig unproblematisch“. So sei es möglich, dass auch Firmen, die nicht jedes Jahr einen Auszubildenden in der Berufsschule hätten, dennoch am Projekt teilnehmen können. Dessen Aufgabenstellung ist bewusst sehr offen gehalten, damit die Auszubildenden möglichst frei an die Problemstellung herangehen, eigenständige Lösungen finden und eigene Erfahrungen sammeln können. Die einzige Vorgabe bestand darin, dass eine Kommunikation zwischen dem Förderband und den vorangegangen Projekten ermöglicht wird.
Die Projektgruppen mit vollem Engagement bei der Präsentation ihrer Arbeitsergebnisse
Der Gruppenbildungsprozess erfolgte unter der Vorgabe der Firmendurchmischung eigenständig durch die Schüler der Klasse 11 B-M. Die Kommunikation innerhalb der Gruppe, wie auch mit den Ausbildern lag alleine in der Verantwortung der Auszubildenden und musste von ihnen selbst organisiert werden. Über ihre Tätigkeit in den betrieblichen Phasen, wie auch im Schulblock wurden Arbeitsprotokolle erstellt.
Die Präsentation am 14. Dezember 2017 wurde – wie die Repräsentanten der Hochtaunusschule betonten – nur durch die großzügige Unterstützung der Firma Procter & Gamble und der anderen Ausbildungsunternehmen sowie der Ausbilder ermöglicht: „Nur durch Ihre Mitwirkung und Hilfe konnten diese beeindruckenden Ergebnisse Wirklichkeit werden“, hob Kmitta dankbar hervor.
Das aktuelle Förderband-Projekt stellt den Beginn einer modular aufeinander aufbauenden Projektreihe dar. Die Intention dabei ist, im Laufe mehrerer Projekte eine komplexe Automatisierungsanlage zu realisieren. Im ersten Schritt wurde in dem Projekt ein Förderbandmodell erstellt. Dann soll dieses Förderband an die vorhandenen Komponenten (Testbox 2, Logo und Schaltschrank über Adapterkabel) mittels einer Sub-D Buchse angebunden und in Betrieb genommen werden.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass der moderne Trend zum „lernortübergreifenden Lernen“ an der Hochtaunusschule schon viel früher „angekommen“ ist als an vielen anderen vergleichbaren beruflichen Schulen bundesweit und hier seit vielen Jahren erfolgreich und effektiv praktiziert wird – und dies zum Nutzen sowohl der betroffenen Schülerinnen und Schüler als auch der dualen beruflichen Ausbildung schlechthin.